„Wir müssen vor Niemandem Angst haben“: Die Handballerinnen der SG Garitz/Nüdlingen spielen nun schon die dritte Saison in der Landesliga Nord. Die Trainer Hans Wenzke und Holger Jordan sprechen mit der Mainpost über die Chancen der SG Garitz/Nüdlingen in der Landesliga.
Die Handballerinnen der SG Garitz/Nüdlingen spielen nun schon die dritte Saison in der Landesliga Nord. Nach den ersten beiden Saisons, in denen sich die Mannschaft in der neuen Liga etabliert hatte, dankte Aufstiegstrainer Ditmar Piechulek ab, um der Spielgemeinschaft durch frischen Wind mit einem neuen Trainer die Möglichkeit zu weiterer Leistungssteigerung zu geben. Das Duo Hans Wenzke und Holger Jordan überlegte es sich lange, ob es diese Aufgabe übernehmen sollte. Doch letztlich scheinen die Beiden mit ihrem Ja-Wort die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Nach der erfolgreichen Hinrunde mit dem Erreichen der Herbstmeisterschaft ziehen sie eine Zwischenbilanz.
Frage: Was war für Sie die größte Herausforderung, als Sie die Spielgemeinschaft übernommen haben?Wenzke/Jordan: Die Mannschaft hat vor allem von der rechten Seite gelebt. Erst durch den Ausfall von Natascha Will musste man umdenken und die Mannschaft auch auf die linke Seite verlagern. Das hat gut geklappt. Unser Ziel war es, das zu optimieren und beide Angriffsseiten gleich stark zu machen. Nun werfen wir links wie rechts etwa gleich viele Tore. Die Mannschaft ist so noch unberechenbarer geworden.
Ditmar Piechulek hat das Traineramt auch abgegeben, damit sich die Mannschaft durch neue Ideen weiter entwickeln kann. Wie sahen die ersten Ansätze aus?Wenzke/Jordan: Da Sabrina Leiner beruflich schon in der Vorbereitung nur selten dabei sein konnte, waren wir gezwungen, eine Alternative für die Mitte zu finden. Mittlerweile können wir die Mitte mit Sabrina Kleinhenz, Tanja Sadowski und Nina Barnickel mehrfach besetzen und haben so viele Variationsmöglichkeiten. Zusätzlich haben wir einige neue Spielzüge einstudiert. Wir haben von Piechulek eine sehr gute Basis vorgefunden und diese weiter optimiert. Natürlich tut es der Mannschaft auch gut, dass Natascha Will nach ihrer Babypause seit einigen Spielen wieder mit von der Partie ist.
Obwohl der Start nicht perfekt gelaufen ist, steht die Mannschaft nun über den Jahreswechsel mit vier Minuspunkten auf dem ersten Tabellenplatz.Wenzke/Jordan: Das ist wohl wahr, wir sind mit 1:3 Punkten nach den ersten beiden Spielen gestartet. Im ersten Saisonspiel haben wir auswärts in Fürth, das mittlerweile im unteren Tabellendrittel stehen, verloren. Im zweiten daheim gegen Rimpar hat uns unsere schlechte Wurfausbeute das Spiel gekostet. Nach dem Spiel wurde Tanja Sadowski für 14 Tage gesperrt. Der Schlag saß tief, doch dadurch wurde der Rest der Mannschaft wach gerüttelt. In Bergtheim gaben dann alle 120 Prozent, um den Ausfall von Tanja kompensieren zu können. Das bescherte uns den ersten Sieg und von da an zeigten die Mädels in etwa 80 Prozent der Spielzeit das, was wir von ihnen sehen wollen.
Was macht die Mannschaft so erfolgreich?Wenzke/Jordan: Die Mannschaft hat sich über den Teamgeist in der Vorbereitung und der Hinrunde zu einer Spitzenmannschaft der Landesliga entwickelt. Das ist auch die Philosophie, die wir den Mädels beibringen wollten. Die Leistung kommt zu einem Großteil über eine gut funktionierende Mannschaft. Unser Prunkstück ist die Abwehr. Wir haben wohl die beste Defensive der Liga und auch unsere Torfrau Stephanie Piske hat die Auszeichnung der Liga-Besten verdient.
Ist denn das Potenzial der Mannschaft schon voll ausgeschöpft?Wenzke/Jordan: Es ist bei weitem nicht ausgeschöpft. Wenn wir es schaffen, die neuen Spielzüge zu perfektionieren und die Abschlussschwäche um 50 Prozent zu reduzieren, würde das dem möglichen Potenzial der Mannschaft schon eher entsprechen.
Wie schätzen Sie den weiteren Saisonverlauf ein?Wenzke/Jordan: Die Mannschaft hat in den vergangenen Spielen überzeugt. Vom Spielablauf und dem Umsetzen der Spielzüge hätten wir eigentlich fast alle Partien höher gewinnen müssen. Unser Manko ist noch der Abschluss, das müssen wir auf alle Fälle verbessern. Dennoch müssen wir vor niemanden Angst haben. Wir denken wie bisher von Spiel zu Spiel. Es kann ganz schnell gehen, denn die starken Mannschaften warten fast ausnahmslos auswärts auf uns. Zudem haben wir einen kleinen Kader und Verletzungen kommen schnell. Das darf uns halt nicht passieren, wenn wir weiterhin oben mitspielen wollen. Wir fordern auch weiterhin alle auf, die denken, dass sie höherklassig spielen können, bei uns im Training vorbei zu kommen.
Vor der Saison wollten Sie sich auf keinen Meisterschaftsfavoriten festlegen, weil Sie die Konkurrenz nicht einschätzen konnten. Jetzt kennen Sie Ihre Gegner. Wer macht das Titel-Rennen?Wenzke/Jordan: Es gibt einen Favoritenkreis, zu dem sicherlich auch wir gehören, weiterhin auch Zirndorf, Rimpar und Mintraching. Dieser Kreis wird die Meisterschaft unter sich aus machen. Aber auch Helmbrechts und Marktleugast können noch ein Wörtchen mit reden. Es ist alles noch recht eng da vorne.
Was macht Handball bei der Spielgemeinschaft aus?Wenzke/Jordan: Da gibt es mehrere Faktoren. Zum einen ist es natürlich die Mannschaft selbst, zum anderen auch die Unterstützung von beiden Vereinen und den Zuschauern. Wir leben von einem guten Zuschauerzuspruch und einer Anhängerschaft, die uns gut unterstützt.
Abschließende Frage an Hans Wenzke: Wie ist es, die Mannschaft der eigenen Tochter zu trainieren? Gab es das schon einmal bei Ihnen?Wenzke: Ja, in der C-Jugend habe ich Lisa schon einmal zusammen mit Peter Deller beim TSV Münnerstadt trainiert. Das war ein schwieriges Jahr und das war auch der Punkt, bei dem ich eben lange überlegt habe, ob ich das Traineramt bei der Spielgemeinschaft zusammen mit Holger übernehmen soll. Aber mittlerweile ist sie mit ihren 20 Jahren alt genug und auch ich bin reifer und erfahrener, so dass wir Sport und Familie trennen können.